Rückblick 2019

Vor 100 Jahren, am 19. Januar 1919, konnten Frauen in Deutschland (damals Deutsches Reich) zum ersten Mal auf nationaler Ebene wählen. Das Jubiläum bietet Anlass, um darauf zurückzublicken, was sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat: Was haben Frauen aus dem Kampf um das Wahlrecht im Besonderen und um Frauenrechte im Allgemeinen gelernt? Was bedeutet dies für die Repräsentation und die demokratische Teilhabe von Frauen in der Politik? Diesen und weiteren Fragen hat sich das 1. Feministische Barcamp Mannheim am 19. Januar 2019 gewidmet. Die Veranstaltung wurde von der Gleichstellungsbeauftragten der STADT MANNHEIM unter dem Motto „Wir haben die Wahl!?“ ausgerichtet.

Im Fokus des Barcamps standen die Vernetzung und der Austausch von Feminist*innen und Interessierten aus der Rhein-Neckar-Region. Ein Barcamp selbst ist ein Ort hierarchiefreien und dynamischen Zusammentreffens. Teilnehmende können die Tagung aktiv gestalten, indem sie die Inhalte und Abläufe mitbestimmen oder eigene Workshops, Vorträge und Diskussionsbeiträge anbieten. 

Zum Auftakt der Veranstaltung hieß die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Mannheim, Zahra Deilami, die rund 120 Teilnehmenden willkommen. Neben vielen jungen Menschen, Studierenden und Aktivist*innen waren einige Lokalpolitiker*innen der Parteien  Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und von der SPD vertreten. Unter ihnen waren auch Stadträt*innen und die Bürgermeisterin der Stadt Mannheim für Bürgerservice, Umwelt und technische Betriebe, Felicitas Kubala.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Mannheim, Zahra Deilami, begrüßt die Teilnehmer*innen.

Von 10 bis 18 Uhr konnten die Teilnehmenden im Mannheimer Stadthaus zwischen 20 verschiedenen Sessions wählen, die in vier Runden als Vorträge oder Workshops parallel liefen. Zu den Themen der Sessions gehörten unter anderem: Frauen und Kommunalpolitik, Machtstrukturen und Geschlechterverhältnisse in der Politik, Parité in den Parlamenten, Argumentationstraining gegen Antifeminismus, Feministisches Radio, sexualisierte Gewalt, insbesondere häusliche Gewalt, die Sichtbarkeit von Frauen im Kulturbetrieb, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, kritische Männlichkeit, Sexualität und Wertschätzung des eigenen Körpers.

In der Session „Frauen – Macht – Politik“ diskutierte Lokalpolitikerin Dr. Melanie Seidenglanz über Strategien, um mehr Frauen zur Aufnahme eines politischen Amtes zu bewegen. In einem anderen Workshop wurde das Wahlverhalten von Frauen analysiert und über die Frauenquote gesprochen. Hier wurde thematisiert, dass Frauen sich weniger häufig für rechtsradikale und rechtspolitische Parteien entscheiden und Diktaturen gegenüber stärker abgeneigt sind als Männer.

Vortrag zur Parité, zum Frauenwahlrecht und zum Wahlverhalten von Frauen.

Das Thema Quotenregelungen wurde auch aufgegriffen. So ermutigt eine Quote Frauen zu einer stärkeren Partizipation an der Demokratie und fördert dementsprechend ihre Sichtbarkeit in der Politik. Doch dient sie nur als Übergangslösung: Um langfristig ein Gleichgewicht der Geschlechter herzustellen, muss mit stereotypen Geschlechterrollen gebrochen und ein Umdenken in der Gesellschaft erreicht werden.
Den geschlechtsspezifischen Lohnunterschied (Gender Pay Gap) haben die Bücherfrauen RheinNeckar in ihrem Vortrag „Sichtbarkeit von Frauen in der Kulturbranche“ thematisiert und dabei verschiedene Branchen miteinander verglichen.

Neben politischen Themen sollte auch die Möglichkeit geschaffen werden, über die eigene Sexualität und den Umgang mit dem eigenen Körper zu reflektieren. In dem Workshop „Sex- und Bodypositivity“ vom IT´s FuN-Referat der Universität Heidelberg wurde herausgestellt, wie zentral Selbstliebe und Wertschätzung dabei sind. Neben der Theorie wurde auch die künstlerische Praxis vom Feministischen Radio des Bermuda Funk und das Paper Planes Art Collective vorgestellt

Jacqueline und Zora von den Deltafrauen Rhein-Neckar sprechen über „#MeToo in der Popkultur“.


Es ist einfach nur großartig, dass der Feminismus in dieser Region so vielen Menschen eine Herzensangelegenheit ist. Die Bandbreite an Themen, die hier erarbeitet werden, beleuchten Feminismus von vielen verschiedenen, spannenden Seiten.

Charlotte Anger, Ethnologin und Helferin beim Barcamp

Im Anschluss an die Konferenz ließen die Besucher*innen den Abend bei einem Konzert der Rapperin Sharon Suliman und anschließender Party in der Kurzbar in Mannheim ausklingen.

Nun blicken wir nicht nur auf 100 Jahre Frauenwahlrecht zurück, sondern auf ein gelungenes 1. Feministisches Barcamp Mannheim. Frauen haben nicht nur das Recht erkämpft, ihre politischen Repräsentant*innen zu wählen – sie haben auch die Wahl, sich politisch zu engagieren und feministische Themen in die Öffentlichkeit zu tragen. Wir freuen uns auf weitere solcher Formate, die Raum und Podium für Frauen und feministische Debatten schaffen.

Hier gibt es noch das Gesamtprogramm als Übersicht:



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